Im Herbst suchen die kleinen stacheligen Tiere verstärkt nach Nahrung, um sich für den Winterschlaf anzufuttern. Aber je kälter es wird, umso weniger Insekten, Würmer und Schnecken finden sie, weil ihre Nahrungsquellen knapper werden. Wenn man den Igeln helfen möchte, die kalte Jahreszeit gut zu überstehen, ist es wichtig, genau zu wissen, wann unsere Hilfe notwendig ist. Denn nicht jeder Igel, den man im Herbst trifft, braucht menschliche Unterstützung. 

Igel sind europaweit geschützt und dürfen daher nicht gefangen oder aus ihrer natürlichen Umgebung entfernt werden. Ausnahmen sind kranke, verletzte oder junge, verwaiste Tiere. Im Zeitraum von Mitte November bis März halten Igel Winterschlaf. Dabei reduzieren sie ihre Körperfunktionen auf das Minimum und nutzen ihre gespeicherten Energiereserven, um bis zu einem halben Jahr ohne Nahrung auszukommen. Igel, die vor dem Winterschlaf ein Gewicht von 500 Gramm oder mehr haben, haben eine höhere Überlebenschance.

Bedürftige Igel erkennen 

Igel sollten im Herbst ungestört bleiben. Gewöhnlich gehen Igel im Oktober oder November in den Winterschlaf und erwachen wieder zwischen März und April, wenn die Temperaturen auf über 15 Grad steigen. Wenn ihr Ende Oktober einen herumlaufenden Igel seht, braucht ihr euch noch keine Sorgen zu machen – es könnte sich um ein Tier handeln, das noch genügend Fett anfressen muss. Ein Igel, der tagsüber ziellos herumwandert, ist jedoch meistens ein Alarmsignal. Im November sollte ein junger Igel mindestens ein halbes Kilo wiegen, damit er den Winter unbeschadet übersteht. Bei Wintereinbruch müssen Igel gerettet werden. Wenn ein Tier bei Minusgraden oder Schnee unterwegs ist, braucht es Hilfe. Unterkühlte Igel sollten gewärmt werden, da ihre Körpertemperatur bei 36°C liegt. Wenn sich der Bauch des Igels kühler anfühlt als die eigene Hand, muss das Tier sofort gewärmt werden. 

Notfalls richtig pflegen & helfen

  • Funddaten und das Gewicht des Igels notieren.
  • Den Igel auf Verletzungen wie zB Schnitt- oder Bisswunden zu untersuchen.
  • Es ist auch wichtig, den Igel behutsam auf Würmer und Zecken zu kontrollieren und ihn von Fliegeneiern, Maden, Flöhen und Zecken zu befreien. Man kann die kleinen Stacheltiere in ein Betaisodona Bad setzen und zB Flubenol, ein Entwurmungsmittel für Tiere, über das Futter streuen.
  • Unterkühlte Igel aufwärmen: Diese sind an der Bauchseite deutlich kälter als die eigene Hand. Dazu den Igel auf eine lauwarme PET- oder Wärmflasche legen, die in ein Handtuch gewickelt ist, und ihn mit einem weiteren Tuch zudecken. Wir verwenden für die kleineren, unterkühlten Igel in Handtücher eingewickeltes “Snuggel Safe”, das ist ein wieder verwendbares Heizkissen, das erwärmt wird, und bis zu 10 Stunden lang Wärme abgibt.
  • Bitte beachtet, dass Igel geschützte Wildtiere sind und es gesetzlich verboten ist, sie aus der Natur zu entnehmen – es sei denn, es handelt sich um Igel, die Hilfe benötigen. Deshalb genau prüfen, ob es sich um ein verletztes, krankes, sehr junges oder verwaistes Tier handelt und am besten sollte man sich, noch bevor man den Igel einfängt, direkt an eine Wildtierauffangstation oder einen Tierarzt oder ein Tierheim wenden.

Richtig füttern

Igel mögen Insekten und Regenwürmer. Leicht angebratenes, ungewürztes Hack- oder Hühnerfleisch sowie Rührei sind gute Möglichkeiten. Auch Katzenfutter ist eine Option für Igel. Eiweißhaltiges Futter für Igel kann aus einer Kombination von hochwertigem Katzennassfutter (mit mindestens 60 % Fleischanteil und ohne Soße, Gelee oder ähnliches) und gekochtem, gehacktem Fleisch (Huhn, Pute oder Rinderhack) oder Mozzarella bestehen. Gekochtes Ei oder Rührei, hergestellt ohne Gewürze, jedoch mit etwas Pflanzenöl gebraten, ist bei Igeln besonders beliebt. Das neue Igelfutter von Multifit soll laut einigen Igelaufzuchtstationen recht gut angenommen werden und wird gerne als Zusatzfutter angeboten.

Es sollte immer eine flache Schale mit Wasser bereitgestellt werden. 

Folgende Nahrungsmittel sollten Igel auf keinen Fall bekommen: Zum Trinken nur Wasser geben und niemals Milch, da diese Durchfall verursacht und sogar zum Tod des Tieres führen kann. Obst, Gemüse, Nüsse, Brot, Nudeln oder Reis sollten sie nicht fressen, da dies zu Verdauungsproblemen und Bauchkrämpfen führt.
Handelsübliches Trockenfutter für Igel sollte nicht die Hauptnahrung sein. Die natürliche Nahrung von Igeln enthält weniger Kohlenhydrate und proteinreiches Futter ist besser geeignet für schwache Igel.

Keine Igel-WG

Igel leben gerne allein und sind Einzelgänger. Wenn ihr mehrere Tiere findet, legt sie in getrennte Kartonschachteln, es sei denn, es handelt sich um eine Mutter mit Jungen. Die Schachtel sollte mit viel Zeitungspapier (einfach in Streifen reißen) ausgelegt sein und einen Platz zum Verstecken bieten.

Wenn die Erstversorgung abgeschlossen ist, sollte das Tier schnellstmöglich zum Tierarzt oder zu einer Igel-Station gebracht werden, damit es gut betreut überwintern und dann wieder ausgewildert werden kann.

Wie man Igel im Garten schützt

Nicht nur Igel, sondern auch andere Wildtiere freuen sich über “unordentliche” naturbelassene Gärten und Kompost, der von Oktober bis März nicht umgeschichtet wird. Reisig- und Laubhaufen sowie Hecken und Gehölze bieten den Tieren einen sicheren Rückzugsort für windige und kalte Wochen.

Seid vorsichtig beim Einsatz von Laubsaugern/-bläsern, Rasenmähern, Mährobotern und anderen Geräten, da sie kleine Säugetiere und auch Vögel tödlich verletzen können. Gefahren für Igel lauern auch in der Architektur von Garten und Haus sowie bei Gartenarbeiten.

Kleine Dinge können viel bewirken: Es ist ratsam, Kellerfenster und Lüftungsschächte zu sichern, eventuell vorhandene Stufen können mit Zwischenstufen aus Ziegelsteinen passierbar gemacht werden. Ein Brett im Teich bietet Igeln eine sichere Ausstiegsmöglichkeit aus dem Wasser.

Falls nötig, an eine Igelfachstelle wenden

Jeder, der einen kranken oder schwachen Igel aufnimmt, muss sich laut Naturschutzgesetz schnellstmöglich mit einer qualifizierten Igelfachstelle in Verbindung setzen. Diese wird entscheiden, ob das Tier tierärztliche Hilfe benötigt, oder ob es wieder in die Natur entlassen werden kann. Wenn weitere Pflege nötig ist, wird diese von der Igelfachstelle organisiert.

Für alle Fragen und Igel-Notfälle könnt ihr euch auch direkt an unsere Tierpflegerinnen wenden: 0650/368 1546.